Galería - ICE L - corporate
ICE L: Die Rückkehr des konventionellen Zuges
Die führende Volkswirtschaft der Eurozone ist auch führend bei einem der ehrgeizigsten Ziele, die Westeuropa je hatte: die Reduzierung des Kohlenstoffaustoßes. Deutschland hat sich dazu verpflichtet seine Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 um 55%, gegenüber den Vergleichswerten von 1990, zu reduzieren. Bei dieser gigantischen Herausforderung, die gleichzeitig den Klimanotstand darstellt, wird die Rolle von Zügen, wie der Talgo ICE L, eine ausschlaggebende Rolle spielen.
In dem Land mit einer der intensivsten Nutzungen des Schienennetzes weltweit, in dem Hochgeschwindigkeitsinfrastrukturen eher die Ausnahme als die Regel sind, werden zuverlässige, zugängliche und interoperable konventionelle Fernverkehrszüge der Schlüssel zur Erfüllung der Umweltverpflichtungen sein. Aus diesem Grund hat sich die DB für Talgo entschieden: um ihren Kunden die beste Alternative zu Flugreisen zu bieten.
Die neuen Züge, die auf der Talgo 230-Plattform basieren, werden von der Deutschen Bahn als ICE L bezeichnet, was eindeutig auf ihren Hauptvorteil hinweist: Intercity Express, wobei das L für "Niederflur" steht.
Bis zu 100 Züge
Die DB entschied sich noch während der Vergabe einen ersten Abruf für die Lieferung von 23 Zugverbänden im Gesamtwert von 550 Millionen Euro abzuschließen. Diese befinden sich derzeit in der Fertigung.
Später, im Mai 2023, bestätigte die Deutsche Bundesbahn im Rahmen der gleichen Vereinbarung einen neuen Auftrag über weitere 56 neue Talgo 230-Züge im Wert von 1.400 Millionen Euro, den größten Auftrag in der Geschichte von Talgo.
Talgo-Lokomotiven
Der Vertrag umfasst daher die Entwicklung, Herstellung und Lieferung von Lokomotiven mit Talgo-Technologie mit einer kommerziellen Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h, elektrischer Traktion und Multisystem für verschiedene Elektrifizierungs- und Zugbeeinflussungssysteme.
Letzteres ermöglicht es, dass die Züge nicht nur in Deutschland, sondern auch auf den Schienennetzen mehrerer Nachbarländer fahren können. Auch diese Zugverbände wurden so konzipiert, dass sie absolut vielseitig einsetzbar sind und bei Bedarf der DB auch mit Dieseltraktion betrieben werden können.
Höchste technische Anforderungen
Die Erfahrung von Talgo bei der Herstellung interoperabler Züge und die Wahl einer auf den konventionellen Fernverkehr spezialisierten Plattform mit hochgradig konfigurierbaren Innenräumen und Leichtbautechnologie ermöglicht es der DB, von dieser Erfahrung zu profitieren und sich auf eine Lösung zu verlassen, die in anspruchsvollen und unterschiedlichen technischen Regelwerken zertifiziert und zugelassen wurde, wie z. B. den FRA-Standards in Nordamerika, GOST in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und natürlich den technischen Spezifikationen für Interoperabilität der ERA in der Europäischen Union.
Im Herzen Europas
Die hohe Kapazität und Interoperabilität des Talgo ICE L ermöglicht auch den Einsatz auf Strecken zu wichtigen touristischen Zielen an der Nordsee und in den Alpen. Die Deutsche Bahn plant daher, sie ab Sommer 2024 auf den Strecken Westerland-Köln, Westerland-Frankfurt-Karlsruhe, Westerland-Berlin und Oberstdorf-Köln einzusetzen.
Neue Standards bei der Barrierefreiheit
So können Rollstuhlfahrer ohne Hilfe ein- und aussteigen, um einen der drei PRM-Sitze mit höhenverstellbaren Tischen aufzusuchen und die barrierefreie Toilette zu benutzen. Der Zug verfügt außerdem über ein taktiles Leitsystem und alle Anzeigen sind in Braille-Schrift.
Talgo ICE L erleichtert auch Fahrgästen, die nicht mobilitätseingeschränkt sind, aber mit sperrigem Gepäck oder mit Kinderwagen unterwegs sind, den Zugang: Einmal drinnen, können die Fahrgäste fast alle Sitzplätze ohne Stufen erreichen.
Mit dem Talgo ICE L hat der deutsche Betreiber Deutsche Bahn auch eine neue Art des Zugkaufs eingeführt. Von nun an muss jeder einzelne Zug, den die DB erwirbt, zumindest über einige speziell angepasste Einstieg verfügen, da der spanische Hersteller in der Lage ist, Züge mit 100% barrierefreien Einstiege zu liefern.
Innenraum
Neben kabellosem Internet werden sie über eine variable Beleuchtung während des Tages, mehr Platz für Gepäck, eine Bordcafeteria und Informationsanzeigen mit Echtzeitdaten verfügen. Auch für den neuen ICE L hat die DB speziell auf Kundenwünsche abgestimmte Sitze vorgesehen. Aus diesem Grund werden vor der Auswahl des endgültigen Sitzes intensive Tests mit verschiedenen Modellen durchgeführt, alle unter realen Betriebsbedingungen und mit Endbenutzern.
Die Talgo-Wagen mit ihren kürzeren Fahrgastbereichen sind auch das perfekte modulare und anpassungsfähige Szenario: Sie können mit Skiträgern, reichlich Platz für den Transport von Gepäck, Fahrrädern oder sogar einem Kinderbereich ausgestattet werden.
Der Talgo ICE L in Zahlen
Stufenloser Zugang zu allen Türen von Standardpodesten mit einer Höhe von 760 mm
Verschiedene Beleuchtungsarten während des ganzen Tages
Acht Fahrradstellplätze in jedem Zug und ein Abstellraum für Sportgeräte (z. B. Ski- und Snowboardständer)
Informationsmonitore in den Zugängen und Sitzbereichen, die Echtzeitdaten anzeigen
Wi-Fi und Unterhaltung an Bord
Bordrestaurant-Personenwagen mit Bar und Sitzgruppen
Separater Bereich für Kleinkinder und Familien mit Spielbereich für Kinder und Abstellflächen für Kinderwagen
Platz für drei Fahrgäste im Rollstuhl mit höhenverstellbaren Tischen
Stauraum für übergroßes Gepäck in jedem Reisezugwagen
Auswahl neu gestalteter Sitze, die vorab mit Fahrgästen getestet wurden, bevor sie in alle Fahrzeuge eingebaut werden
Länge: 256 m (davon 19,7 m Lokomotive)
Wagenhöhe: 3,6 bis 3,8 m
Taragewicht: 406 t
Anzahl Achsen: 24 (davon 4 Lokomotive)